2.Unterscheidung nach der Art des Bindemittels unserer Estriche:
Zement-Estrich (CT) für
cementitious
screed
:
Ist die am meisten verwendete Estrichart. Fast jeder zweite Estrich
ist ein Zement-Estrich. Das liegt an seinen universellen
Einsatzmöglichkeiten, und seinen
ausgezeichneten Eigenschaften. Zement-Estrich hat gute
Festigkeitswerte. Druckfestigkeiten (C) von 5 bis 80 N/mm², sowie
Biegezugfestigkeiten (F) von 3 bis
11
N/mm² werden je nach Mörtelrezeptur mühelos erreicht.
Im
Wohnungs- und Objektbau wird Zement-Estrich in der Regel als so
genannter Unterlagsestrich (zur Aufnahme von Oberbelägen) verlegt.
In diesen Bereichen
kommen je nach den zu erwartenden Verkehrslasten hauptsächlich
Zement-Estriche der Güte CT-C20-F3 bis CT-C35-F5 zum Einsatz. Im
Industriebau (siehe
Industriefußböden) sind höhere Festigkeiten erforderlich, da hier
der Estrich i.d-R. als Nutzestrich (ohne Oberbelag) ausgeführt wird.
Zement-Estrich ist unempfindlich gegen Feuchtigkeit und kann
deswegen auch im Freien und sogen. Feuchträumen verlegt werden. Um
mit einem Oberbelag
belegt werden zu können müssen alle mineralisch gebundenen Estriche
ihre Belegereife erreicht haben. Zement-Estrich benötigt bei
günstigen Bedingungen hierfür
mind. 6 Wochen. Durch den Einsatz von speziellen Schnellzementen
kann diese Zeit bis auf 24 Stunden reduziert werden.
Die Herstellungskosten eines normalen Zement-Estrichs sind günstig.
Auf Grund seiner guten Oberflächeneigenschaften zählt der
Zement-Estrich zu den
bevorzugten Untergründen des Bodenlegers. Als Nachteil kann bei
Zement-Estrichen das ungünstige Verformungsverhalten während der
Austrocknung angesehen
werden. Bindemitteltypisch sind physikalische Verformungen wie
Schüsselungen und Absenkungen, insbesondere in Rand- und
Eckbereichen, welche jedoch keinen
Mangel darstellen. Zur Verminderung von Verformungsbedingter
Rissbildung, muss der Zement-Estrich (außer bei Verbundestrich)
durch Anlegen von Fugen in
entsprechend kleine Felder unterteilt werden. Diese Fugen können
sich einschränkend auf die Belagsverlegung auswirken (z.B. bei
diagonaler Fliesenverlegung).
Zement-Estrich muss mind. 10 Tage nach dem Einbau vor zu rascher
Austrocknung geschützt werden. Eine Beschleunigung der
Austrocknung insbesondere
durch frühzeitiges Belüften und Zwangstrocknung verstärkt das
Verformungsverhalten und die Rissbildung bei Zement-Estrichen.
Calciumsulfat-Estrich -
Anhydrit-Estrich (CA)
für
calcium sulfate screed:
Skizze 1
Gehört
zu den ältesten Estricharten. Schon die alten Römer verwendeten
Bindemittel auf Calciumsulfatbasis für die Herstellung von
Estrichen. Als Calciumsulfate
werden Naturanhydrit, synthetischer Anhydrit, thermischer Anhydrit
und Alpha-Halbhydrat eingesetzt. Anhydrit bedeutet wasserfreier
Gips. Da dieser Estrich nicht
resistent gegen Feuchtigkeit ist, sind die Einsatzmöglichkeiten
überwiegend auf Innenräume im Wohnungs- und Objektbau beschränkt.
Dort wird Anhydrit-Estrich
mit den gleichen Festigkeiten und Bauarten wie Zement-Estrich
eingebracht. Wegen des formstabilen Austrocknungsverhaltens kann
Anhydrit-Estrich auch in
fließfähiger Einbaukonsistenz hergestellt werden, und ist
besonders bei Fußbodenheizung geeignet (siehe Skizze1). Die so
genannten Calciumsulfat-Fließestriche
(CAF)
haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Ihr Vorteil gegenüber eines Zement-Estrichs besteht in der kürzeren
Bauzeit, da hier Tagesleistungen über 1000 m² realisierbar sind. Die
Belegereife bei diesem
Estrich kann durch Lüften und Zwangstrocknung beschleunigt werden.
Weitere Vorteile dieses Estrichs sind bessere Ebenheitstoleranzen
als bei erdfeuchten
Mischungen, sowie großflächige fugenlose Verlegung. Die höheren
Herstellungskosten gegenüber Zement-Estrich, und die Empfindlichkeit
gegen Feuchtigkeit
gelten als Hauptnachteile dieses Estrichs.
Kunstharz-Estrich
(SR) für
synthetic reisin
screed:
Bei diesem Estrich handelt es sich um einen Spezialestrich, welcher
wegen seiner extremen Festigkeiten und hohen Beständigkeit gegen
Chemikalien überwiegend
als Nutzestrich in Industrieanlagen (siehe Industriefußböden)
eingesetzt wird.
In
jüngster Zeit findet der Kunstharz-Estrich jedoch auch im
Wohnungsbau seinen Einsatz.
Der
Grund hierfür ist in der Regel Termindruck, denn Trocknungszeiten
wie bei Nassestrichen gehören bei diesem wasserfreien Estrich der
Vergangenheit an. Die
speziellen Mörtelrezepturen mit Kunstharzen oder speziellen
Polymeren als Bindemittel, und Quarzsandmischungen als Zuschlag
ermöglichen die Verlegung von
Oberbelägen innerhalb kürzester Zeit. Weiterhin können mit einem
Kunstharz-Estrich die Einbaudicken reduziert werden. Die dadurch
bedingte Gewichtsreduzierung macht den Einsatz dieses Estrichs vor
allem bei der Altbausanierung interessant.
Obwohl
die Mörtelrezepturen des Kunstharz-Estrichs im Wohnungsbau gegenüber
den Rezepturen im Industriebau stark abgemagert sind, da die hohen
Festigkeitswerte hier nicht benötigt werden, ist die Herstellung
eines Kunstharz-Estrichs immer noch wesentlich teurer, als dies bei
den konventionellen Estrichen
der Fall
ist. Insbesondere im Sanierungsbereich gibt es jedoch keine
vergleichbare Alternative für einen Kunstharz-Estrich.
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